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Elbwasserqualität auch nach dem Hochwasser 2013 im grünen Bereich

Wassermengen verdünnten Schadstoffe und haben Belastungen "weggewaschen" / Fachleute: Tiere signalisieren Flusszustand

Schlammig braun wälzte sich die Elbe Anfang Juni in die Städte. Konnte dieses Wasser sauber sein? Die Antwort mag manchen überraschen. Und dennoch steht fest: Die Wasserqualität der Elbe ist besser, als nach ihrem Anblick zu erwarten war. Tatsächlich hat sie sich seit 20 Jahren stetig verbessert. Noch 1990 wurde die Elbe als "Europas dreckigster Strom" bezeichnet. Abwässer, Chemikalien und Umweltgifte aus den umliegenden Industrieanlagen verwandelten die Elbe damals in eine stinkende Kloake. Doch unter anderem der (Aus-)Bau von Kläranlagen trug erheblich zur Gesundheit des Flusses bei. Ein Bericht aus der Kläranlage Dresden-Kaditz stellte bereits 2006 fest, dass Rückstände von Düngemitteln und die Mengen von ungeklärtem Abwasser in der Elbe seit 1990 um 85% gesunken sind. Das zeigt sich vor allem auch an Tierarten, die sich an und in der Elbe angesiedelt haben und als wichtige Indikatoren für deren Wasserqualität gelten. Renate Kempe vom Verband Deutscher Biologen erklärt: "Mit chemischen Messungen stellt man nur eine Momentaufnahme des Wasserzustands fest. Lebewesen brauchen bestimmte, langfristig eingehaltene Lebensbedingungen und sind daher eindeutigere Indikatoren." So kann man in der Elbe zum Beispiel eine wachsende Fischvielfalt beobachten. Auch deren Quecksilberwerte sinken beständig. Eine weitere Sensation: 2012 wurden in Dresden Köcherfliegenlarven entdeckt. Sie leben hauptsächlich in nur mäßig oder gar nicht belastetem Wasser und könnten also als Hinweis gesehen werden, dass die Elbwasserqualität seit langem gut ist. Auch das Hochwasser 2013 hat daran nichts geändert: Es kam zu keinen großen Schadstoffbelastungen. Holm Friese vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie erklärt die Einzelheiten: "Normalerweise abgelagerte Stoffe wurden hochgewirbelt und haben sich so besonders bemerkbar gemacht. Sie blieben aber unter den Maximalwerten, waren also in ihrer Konzentration nicht gesundheitsgefährdend." Bei den gemessenen Grundparametern wie der Salz- und Nährstoffbelastung, dem pH-Wert und dem Sauerstoffgehalt kam es zudem im Vergleich zu den langfristigen Mittelwerten zu keinen Auffälligkeiten: "Das muss man in Verbindung mit dem stärkeren Auswaschungs- und Verdünnungseffekt sehen", so Friese, "selbst Stoffe, deren Menge sich insgesamt erhöht hatte, wurden durch die großen Wassermassen so sehr verdünnt, dass ihre Konzentration meist gleich blieb." Bei den erhöhten Werten für Schwebstoffe und Schwermetalle in der Zwickauer und Freiberger Mulde sollte man sich zum Beispiel keine Sorgen machen: Durch die geologischen Besonderheiten des Erzgebirges und den angrenzenden Altbergbau sind diese auch zu normalen Pegelständen erhöht. "Das ist das regionaltypische Bild", meint Friese, "das muss man in der Datenauswertung auch beachten." Sogar die leicht erhöhte bakterielle Belastung sei "völlig üblich und nicht untypisch für Hochwasser. Die Strömung spült jede Ecke aus. So landen auch Fäkalien und Abfälle im Wasser". Die stoffliche Belastung der Elbe hat sich inzwischen sukzessiv wieder dem Normalstand angepasst. In den nächsten Tagen soll auch die leicht erhöhte bakterielle Belastung wieder komplett zurückgehen. Im Vergleich mit der Flut 2002 belegen die gesammelten Werte, dass die bisherigen Maßnahmen auf deutscher und tschechischer Seite positive Effekte gezeigt haben. Auch Sachsens Umweltminister Frank Kupfer lobt: "Die geringe Belastung ist ein Indiz für Vorsorge. Offenbar haben Firmen und Bürger erheblich in notwendige Schutzmaßnahmen investiert." Glücklicherweise waren dieses Mal auch keine gefährlichen Industrieanlagen wie Chemiewerke oder Sondermülldeponien vom Hochwasser betroffen. 2002 war das anders. Damals wurden durch die Flut so viele Giftstoffe in die Umwelt gespült wie in keinem anderen Jahr seit 1975.
Lara Schech 

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